Majestätisch bergsteigen mit Motorkraft

Das glaubt eh keiner! Die Story vom Renn-Prinz fängt ganz klassisch an: Er stand in einer Scheune, keiner kümmerte sich um ihn, keiner wollte ihn haben. Carsten Daube schon!

Zweiter Frühling: Dieser TT verstaubt nicht in der Scheune. Artgerechte Haltung im Bergrennen.

Wir kennen sie alle, die Geschichten, die sich um Oldtimer ranken. Alte Kisten, die im bäuerlichen Umfeld unter meterdicken Staubschichten vor sich hin rosten und erst durch die Liebe von automobilen Enthusiasten reanimiert werden. So eine Wiederbelebung scheint für den Laien ebenso unmöglich, wie mit der linken Hand den linken Ellenbogen zu berühren. Für alle, die es jetzt probieren: Vergesst es! Es wird garantiert nicht klappen! „Das dachte ich am Anfang auch“, erinnert sich Carsten an den Dezember 2010, als er seinen heutigen Prinzen erstand, um die 70er-Jahre-Rennsemmel vor dem endgültigen Zerfall zu retten. „Ich konnte meine Finger aber nicht von ihm lassen. Und der finanzielle Aufwand war überschaubar.“ Zunächst!

Das muss doch gehen: Restaurieren ist Schwerstarbeit.

Also stand der adlige Untersatz auf dem Transporter und danach in der Werkstatt. Los ging’s. Zugegeben – Carsten wusste in etwa, worauf er sich einlässt. Bereits 2004 hatte der Hauptfeldwebel einen NSU TT restauriert und war mit diesem im ADAC-Classic-Cup unterwegs. „Ich bin infiziert“, gibt er zu und als Grund an, das Projekt zu verwirklichen. Schon als Kleinkind fasziniert den Saarländer alles, was Sprit verbrennt. Vom Modellauto angefangen bis hin zu Autos. Das sein Vater ihm verbot, Moto-Cross zu fahren, kompensierte er mit Mofa frisieren. Ohne Verbrenner geht nix. Und so eignete sich Carsten über die Jahre das „Schrauben“ an und brachte es anerkannterweise zu einem Experten in der Restauration von Fahrzeugen. Der „kleine Prinz“ – sein erster NSU, „Karlheinz“ – ein alter Ford Taunus und „Bussi“ – der VW-Camper seiner Schwester sind beredte Beweise dafür, die Spitznamen für die Liebe zu diesem Hobby. Ja, und schließlich das aktuelle Rennfahrzeug, der NSU Prinz, „der aber ’nur‘ Renn-NSU‘ heißt“, lacht Carsten. „Davor baute ich schon einen Käfer, einen Polo und einen Golf auf.“

Der Weg zum Rennfahrer 

Damit er auch was Ordentliches aus seinem Leben macht, begann er eine Ausbildung zum Kommunikationselektroniker. Dieser Beruf und der anschließende Industriemeister in Elektrotechnik brachte den heutigen Portepeeunteroffizier 1996 zur Bundeswehr. Als IT-Systemadministrator hält er die Rechner im IT-Sektor 2 in Birkenfeld einsatzbereit. Selbst auf dem Lehrgang für Berufsunteroffiziere der Luftwaffe in Hamburg polierte er in der freien Zeit lieber Motorhauben oder Felgen, als die Kneipen nahe der Kaserne zu erkunden. „In meiner Stube sah es aus wie in der Bastelbude!“ Es müssen tolerante Vorgesetzte gewesen sein.

Carsten am Arbeitsplatz im IT-Sektor: Die Prinzen sind mit dabei.

Der jetzige Prinz sollte schon in der Aufbauphase rennfertig gestaltet werden. „Für Bergslalom, meine absolute Lieblingsdisziplin im Motorsport!“

Carstens Begeisterung ist ansteckend. Das hat auch Kumpel „Pitt“ erfahren, in dessen Werkstatt geschraubt wird und der nun auch Oltimer restauriert und fährt. Mit leuchtenden Augen erzählt er vom Mai 2011, als der Renn-NSU zum ersten Mal am Start stand. „Ich trat in der Klasse ‚Heckmotor bis 1150 ccm‘ beim Bergrennen in Grenderich, veranstaltet vom NAVC an. Ein steiles Bergaufstück mit Serpentinen wird zusätzlich mit Pylonen und Hindernissen verengt. Volles Programm – dritter Platz! „Ein knapper Erfolg.“ Carsten war erst am Vorabend des Rennens mit den letzten Restaurierungsarbeiten fertig geworden. Inzwischen sind es noch mehr Rennen geworden. Saarland- und Deutschland-Rallye, sowie die komplette deutsche Amateur-Bergmeisterschaft stehen im Kalender des Motorsportlers. „Das Geile an den Rennen ist, dass jedermann teilnehmen kann. Nicht nur weil man mit wenig Budget auskommt.“ Den Einstieg in die Königsklasse beim DMSB unterstützt das Autohaus Scherer aus Zell. Dazu muss Carsten aber nochmal Hand an den Prinz legen und ihn vorbereiten.

Der Fliehkraft trotzen: Mit dem Prinz bergauf!

Echter Motorsport

Die schellen Turns und die rabiate Beschleunigung des leichten Flitzers zerren an der Kondition. Mit Mountainbiking und Schwimmen hält sich Carsten neben dem Dienstsport fit. „Bergrennen erfordern eine gute Kondition, aber vor allem eine blitzschnelle Reaktion und Koordination“, erklärt er worauf es ankommt. Der sympathische Saarländer vergisst auch sein Team nicht. Die Homepage www.nsu-saar.de erzählt die Geschichten und Anekdoten rund um den Rennzirkus mit Oldtimern. Fast immer dabei ist Ehefrau Yvonne, die Fahrten mit dem Prinz ebenfalls genießt. Das können Sie übrigens auch! Bei den Veranstaltungen rund um und im Saarland fungiert Carsten Daube als VIP- oder Zuschauertaxi. Einsteigen und mitfahren!! Infos dazu gibt es auf der Homepage von Carsten, wo auch Videos einen Eindruck seiner Fahrkünste vermitteln. Noch besser sind allerdings die vielen Geschichten und Storys rund um den NSU, Oldtimer und schräge Typen. „Aber solche kennen wir alle und sie glaubt eh keiner“, lacht Carsten.

Sympathisch: Der Saarländer liebt Oldtimer und Rennen.

Autorin: Kerstin Wilke

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