Deutsche Leichtathletik Hallenmeisterschaft – Mit der Feuerkraft der erzgebirgischen Superkanone zum DM-Hallentitel

Showtime in der Heldenstadt für die deutsche Leichtathletik, hieß es Mitte Februar bei den 64. nationalen Indoor-Titelkämpfen in Leipzig. Bis zu 4.000 Höher-Weiter-Schneller-Enthusiasten sorgten an den zwei Meisterschaftstagen für nachhaltige Motivationsschübe. Mit unter den insgesamt 500 Spitzensportlern, die im Kampf um das heißbegehrte Edelmetall des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) nichts anbrennen ließen, gesellten sich auch etliche Bundeswehrathleten, die bereits zu internationalen Meriten avancieren konnten. Deren Empathie war nicht zuletzt auch der Tatsache geschuldet, dass das Edeloval der Arena Leipzig mit den letzten Ticketchancen zu den Leichtathletik-Hallen-Europameisterschaften lockte, die 14 Tage später im serbischen Belgrad stattfanden. Der Berliner Sportjournalist Volker Schubert wirft ausgewählte Schlaglichter auf uniformierte wie zivile DLV-Größen, deren teils exzellent dargebotene Leistungen weit über die Kennerszene hinaus neue Zuversicht versprühen dürften.
Was für eine fantastische Stimmung, die da bei den 64. Leichtathletik-Hallentitelkämpfen in der Arena Leipzig herrschte, so die Athleten, der Deutsche Leichtathletik-Verband und die Fachsportpresse am Ende von zwei spannungsreich aufgeladenen Leichtathletik-Tagen unison. Kein Wunder, denn angesichts des dort insbesondere durch die vom Nachwuchs abgelieferten Leitungs- und Gesundheitsbilder, dürfte die Stimmungslage innerhalb der olympischen Kernsportart begründeten Anlass zur Zuversicht liefern, was die nahezu ausverkaufen Zuschauerränge dann auch mit reichlich Applaus goutierten. Die Jugend stürmt gewaltig voran, so die frohe Botschaft, die da vor allem aus der Frauen-Mittelstreckenszene ertönte.

Feuerpause für Christina Schwanitz

Doch auch seit Jahren durch international erfolgreiche Leitungs- und Edelmetallbilanzen bekannte Gesichter sorgten für Furore. Mit darunter, die Grande Dame des Kugelstoßens, die ihrer Wettkampfserie souverän das goldene I-Tüpfelchen aufsetzte. Ein Auftritt zudem, mit freudig herbeigesehnten „Nebenwirkungen“. Sportsoldatin Christina Schwanitz, quasi die erzgebirgische Superkanone, zeigte in Leipzig beeindruckend, dass sie auch im fünften Monat schwanger, noch über unschlagbare Feuerkraft verfügte. Und das sogleich zu Beginn der nationalen Kugelstoßkonkurrenz. Mit ihren 18,50 Metern düpierte die Weltmeisterin ihre deutschen Widersacherinnen überdeutlich. Die Siegesweite des ersten Durchgangs sei „natürlich schade fürs Publikum“ gewesen. „Gern hätte ich den letzten Versuchen noch etwas drauf gelegt“, so die frisch gebackene Deutsche Hallenmeisterin. Insgesamt gewiss eine Umstandsweite, mit der Christina Schwanitz mehr als zufrieden sein dürfte.

Pampers statt WM-Start, die Leichtathletik-EM Berlin 2016 fest im Visier

Zudem ein echter Respektsabstand, den Christina Schwanitz da erzielt hatte, denn Silber ging mit 17,28 Metern an die U20-Weltmeisterin Alina Kenzel vom VfL Waiblingen, die die Hallen-EM-Norm von 17,70 Metern damit recht deutlich verpasste. „Der Körper verändert sich mit der Schwangerschaft. Das merkt man einfach“, kommentierte die sympathische Chemnitzerin, die für die LV 90 Erzgebirge startet und im Sommer ihr erstes Kind erwartet. Ihr vierter deutscher Hallen-Titel verlieh der stoßgewaltigen DLV-Medaillengarantin deshalb auch reichlich Glanz in den Augen. „Ich habe den Wettkampf heute nicht allein bestritten“.
Sie freue sich „wahnsinnig, wenn das Kind im Juli zur Welt kommt“, betonte die vor Glück jubelnde 31-jährige, wobei sie ein kleines Geheimnis durchblicken ließ. „Im Juli sollen sie kommen.“ Zwillinge also, doch das wollte die Bundeswehrathletin dann doch nicht bestätigen. „Vielleicht“, so die deutsche Kugelstoßgröße mit lachender Mine, die nach Leipzig und vor der Geburt nun eine Feuerpause einlegen muss. Die wird jedoch nicht von Dauer sein, denn das Comeback hat Christina Schwanitz schon fest im Fokus: „Bei den Europameisterschaften 2018 in Berlin würde ich gern wieder im Ring stehen.“

Dreisprunggewaltige Militärathleten: DLV baut auf Sachsenpower

Alles klar im Griff, so spurtete auch Sportsoldatin Jenny Elbe (Dresdner SC 1898) wie maßgeschneidert voran, traf das Brett und schwang sich damit zur Belgrad-Norm im Frauendreisprung auf. Mit 14,07 Metern dann Gott sei Dank auch abgehakt, sei ihr „ein Stein vom Herzen gefallen“, erklärte die sprungstarke Amazone anschließend. Welch ein Glück, denn dem zweiten „Treffer“ mit 14,03 Metern, folgten zuvor drei ungültige Versuche – damit letztlich aber auch ihr drittes deutsches Hallen-Gold, das sie bereits mit der ersten Weite überlegen konserviert hatte. Mit einer nationalen Topleistung sprang auch der mit über 17-Meter-Sätzen kometenhaft aufgestiegene Drei- und Weitspringer Max Heß – 2016 Dreisprung-Europameister – zu seinem nationalen Hallentitel Nummer zwei.
Der erst 20-jährige Chemnitzer, zudem blondgescheitelter Coverboy des DLV-Leipzig-Posters und kürzlich als „Eliteschüler des Sports“ 2016 geehrt, ging für den LAC Erdgas Chemnitz an den Start. Wie schon anhand der beeindruckenden Vorjahresbilanz zu erwarten, kämpfte der Sportsoldat und Student des Wirtschaftsingenieurwesens souverän um den Titel. Mit seinem imponierenden Favoritensieg setzte der Europameister mit der Titelweite von 16,71 Metern als einziger eine 16-Meter-Sprungserie in die Grube und konnte folglich voller Optimismus Richtung Hallen-EM in Belgrad (EM-Norm 16,50 Meter) blicken. Ein Chemnitzer Doppelsieg schließlich, den Vereinskamerad Vincent Vogel mit seiner Bestleistung von 15,43 Metern als deutscher Vizemeister finalisierte.

Mittelstecken mit neuer Frauenpower: Sportsoldatin Gesa Felicitas Krause „nur“ Vizemeisterin

International oft todgesagt, ließen Deutschlands neue Mittelstreckensternchen aufhorchen. Mutig von der Spitze weg die Initiative ergreifend, stürmten national großartige Frauenlauftalente voran. So, wie Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen), die mit atemberaubender Renngestaltung überzeugte und mit 4:04,91 Minuten fast den Rest des Feldes überrundete – neuer deutscher U23-Rekord, zweitschnellste Hallenzeit einer Deutschen und Belgradticket, so ihr Ruhmeslohn.
Ungeplant wie kurzentschlossen ging Hindernis-Europameisterin und Bundeswehrathletin Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) an den 3.000-Meter-Start. Allerdings mit einer Newcomerin in der Konkurrenz, die viel Schneid zeigte. Alina Reh (SSV Ulm 1846) stürmte mit langgezogenem Temporennen voraus und schüttelte nach 2.500 Metern die hochkarätige Militärsportlerin ab. Im Ziel mit neuer Titelbestzeit von 8:53,56 Minuten bejubelt, wurde Gesa Felicitas Krause in dennoch beachtlichen 8:56,13 Minuten „nur“ Vizemeisterin.

Text: Volker Schubert  Fotos: ISTAF / Grafik: Volker Schubert

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