Jana Berezko-Marggrander: Stuttgart vor Augen, Rio im Kopf
Es ist Mitte Mai. In wenigen Wochen findet in der Stuttgarter Porsche-Arena das Jahreshighlight der Rhythmischen Sportgymnastik statt: Die Gymnastik-WM! Wenige Kilometer davon entfernt spult die deutsche Einzelgymnastin und Sportsoldatin Jana Berezko-Marggrander im Nationalmannschaftszentrum Fellbach-Schmiden konzentriert ihr Trainingsprogramm ab. Eigentlich ist alles wie immer: Die Musik tönt aus den Lautsprechern, die Geräte fliegen durch die Luft und die Trainerin gibt präzise Anweisungen – Jana lächelt, wenn etwas gut gelingt. Doch der Eindruck täuscht.
Die 19-jährige hat aufreibende und aufregende Monate hinter sich. Ein Trainerwechsel sowie der Eintritt in die Sportfördergruppe der Bundeswehr Todtnau zum 01. November 2014 waren gravierenden Änderungen im Leben der jungen Athletin. Natürlich ist die Bundeswehr prinzipiell ein Vorteil für eine Sportlerin oder für einen Sportler, da man sich fast voll und ganz auf das Training und die Wettkämpfe konzentrieren kann. Aber zu Beginn stand für Jana wie für jeden Bundeswehr-Neuling die Grundausbildung an. Anstatt Feinschliff an den neuen Routinen hieß es sechs Wochen lang: Schuhe putzen, im Gleichschritt marschieren und Salutieren üben.
So stand die gebürtige Russin Anfang des Jahres aus der Übung und dazu noch ohne Cheftrainerin da. Oben drauf kam noch ein Virusinfekt, der den Wettkampfeinstieg in Mailand verhinderte. „Die vergangenen Monate waren für uns alle hier sehr aufregend und anstrengend. Und dass ich dann auch noch auf der Fahrt nach Mailand krank geworden bin, war wirklich Pech. Ich hab gedacht, das darf doch nicht wahr sein“, erklärt die 19-jährige. Kurz gesagt: Ein perfekter Einstieg ins Jahr der Heim-WM und der Olympia-Qualifikation sieht anders aus.
Aber das ist nun, im April alles Vergangenheit. Jana strotzt vor Selbstbewusstsein und Motivation und freut sich auf die Vorbereitung auf das Jahreshighlight in Stuttgart mit ihrer neuen Trainerin Natallia Raskina. „Am Stützpunkt wurden viele Verbesserungsmaßnahmen umgesetzt und zudem haben Laura und ich eine neue Trainerin bekommen, die uns mit Sicherheit top vorbereiten wird auf die WM. Ich freue mich total auf die kommenden Monate.“ Jana und ihre Mitstreiterinnen haben nun offensichtlich den richtigen Rhythmus gefunden.
Die Auftritte vom 7. bis zum 13. September in der Stuttgarter Porsche-Arena sollen den vorläufigen Höhepunkt ihres konsequenten Aufstiegs in der Welt der Rhythmischen Sportgymnastik bilden. Im Jahr 2007 kam sie als kleines Mädchen im Alter von elf Jahren mit ihrer Mutter nach Fellbach-Schmiden. Ihr herausragendes Talent blieb nicht lange unentdeckt. Binnen weniger Jahre wuchs sie zu einer der Top-Gymnastin in Schmiden heran. International sorgte sie das erste Mal im Jahr 2010 für Furore. Bei den Olympischen Jugendspielen in Singapur gewann sie im Mehrkampf die Bronzemedaille. „Das hat mir noch einmal einen Motivationsschub gegeben. Danach habe ich mich umso mehr auf die „echten“ Olympischen Spiele gefreut“, blickt sie zurück. Schon zwei Jahre später konnte sie sich diesen Traum erfüllen. Sie schaffte den Sprung zu den großen Olympischen Spielen in London. „Das Gefühl, bei Olympia zu starten ist unbeschreiblich. Wer das einmal erlebt hat, der will da immer wieder hin.“ Eine klare Ansage für die Heim-WM, schließlich werden dort die Startplätze für die Olympischen Spiele in Rio vergeben. „Ich werde mich in den kommenden Monaten voll und ganz auf die Heim-WM in Stuttgart fokussieren“, sagt sie und führt weiter aus: „Ab jetzt heißt es nur noch: Training, Wettkampf, Training.“
Zwischendurch bleibt nur noch Zeit „für Einkaufen und Waschen“. In den wenigen Stunden, die nicht ausgebucht sind, ruht sie sich in der Zweier-WG in Fellbach-Schmiden aus oder lässt sich bei ihrer Mutter in Linkenheim bei Karlsruhe verwöhnen.
Es klingt, als wenn auch abseits des Trainings perfekte Bedingungen für die Turnerin herrschen würden. Eine Grundbedingung um bei der WM mit der Weltspitze mithalten zu können. Dass sie das an einem guten Tag kann, hat sie schließlich schon einmal in Singapur bewiesen.
Alle Infos und Tickets unter www.gymnastik-wm.de
Steckbrief Jana Berezko-Maggrander
Geboren: 17.10.1995
Geburtsort: Toljatti (Russland)
Wohnort: Fellbach-Schmiden
Beruf: Sportsoldatin
Verein: TSV Schmiden
Trainerin: Natallia Raskina
Größte Erfolge
2014:
Grand Prix Berlin Masters 1. Keulen, 2. Ball, 3. Mehrkampf
WM Izmir (TUR) 28. Mehrkampf
Weltcup Stuttgart (GER) 13. Mehrkampf, 8. Keulen
2013:
WM Kiew (UKR) 13. Mehrkampf, 16. Keulen & 13. Reifen (beides Qualifikation)
Deutsche Meisterschaften 1. Mehrkampf, 1. Reifen, 1. Ball, 1. Keulen, 1. Band
2012:
Olympische Spiele in London (GB) 17. Mehrkampf
2011:
EM Minsk (BLR) 11. Mannschaft, 13. Mehrkampf
2010:
Olympische Jugendspiele Singapur 3. Mehrkampf
Website: www.jana-berezko-marggrander.de
Facebook: facebook.com/pages/Jana-Berezko-Marggrander-Official
Text: Hannes Haßpacher
Fotos: STB
Hallo,
ein wirklich sehr interessanter Bericht zu dieser jungen Sportlerin. Ich kann es ihr nachfühlen mit solchen Rückschlägen umgehen zu müssen. Ich habe selbst viele Jahre Rhythmische Sportgymnastik gemacht. Recht erfolgreich wie ich finde. Jedoch musste ich dann krankheitsbedingt aufgeben.
Toll zu sehen wie Jana sich durchkämpft 🙂
Ich wünsche ihr alles gute für ihre Zukunft und maximale sportliche Erfolge.
Viele Grüße
Ich mache selbst RSG und bin ein riesen Fan von dir Jana
Vielleicht kannst du mir ja noch Tips geben wie ich mich verbessern kann ❤